Tag 1 – Im Jahre 0 nach Gründung von Solaris, verlassenes Varnhold, 3. Stunde nach dem
letzten Sonnenlicht
Liebes Tagebuch, kurz nach meiner Ernennung zum Lord
Marshall von Tuskwater Reach und einigen anstrengenden Monaten der
Grenzsicherung, wurde ich von König Teldor I beauftragt eine Gruppe tapferer Lords und Ladies bei der Untersuchung der
Vorfälle von Varnhold zu unterstützen. Nach einigen Tagesritten durch unser
schönes Reich und der darauf folgenden Überquerung eines Passes, erreichte ich
die komischerweise verlassene Stadt Varnhold. Von dort führten mehrere Spuren
Richtung Süden. Ich hoffte, dass diese zur gesuchten Gruppe gehören und mache
mich morgen auf den Weg sie zu finden.
Tag 2 - Tal der Toten, 1 Stunde vor dem letzten Sonnenlicht
Liebes Tagebuch, die Spuren gehörten tatsächlich zur
gesuchten Gruppe. Ich stieß auf sie im Tal der Toten am Fuße des Gebirges, vor
einer riesigen Treppe mit allerlei mystischen Verzierungen. Anwesend waren der königliche
Informationsbeauftragte (d.h. in meinen Augen nichts Weiteres als ein perfider
Spion) Vinzenz von Drakenstedt, die Reichswissenschaftsbeauftragte Ladie Proudbottom
sowie Lord und Ladie Löwenstein, die Kämpfer für den rechten Glauben und
Religionsbeauftragte des Reiches.
Sie waren gerade dabei zu diskutieren, ob es sich lohnen
würde weiter zum Grab des Magiers und Totenbeschwörers vorzudringen oder doch
lieber einen anderen Weg einzuschlagen. Grund hierfür war die Abwesenheit von
Shangri-La-San (welcher sich zur Meditation zurück gezogen hatte) und Silan
Coren (welcher sich aus mir nicht bekannten Gründen zurück gezogen hatte) ohne
diese tapferen Recken schien die Erforschung des Grabes ein
Himmelfahrtskommando zu sein. Letzten Endes entschied man sich dennoch den Aufstieg
zu wagen, da von einer Gruppe edler Recken nichts anderes erwartet wird als ihr
Leben für andere (in diesem Fall eine wohl unreife, pubertierende Zentaurin,
sowie den offensichtlich inkompetenten Führer eines anderen Reiches) zu riskieren.
Ein Angelausflug (zum Beispiel mit Ködern für Aale) wäre mir lieber gewesen.
Als wir die sich nach oben windenden Stufen Richtung
Grabstätte schritten, verstärkte sich das, seit Ankunft im Tal immer vorhandene,
unheimliche Gefühl weiter. Jeder spürte, dass großes Unheil am Ende des Weges auf
die Gruppe wartete. Jedoch tat sich am Ende der Treppe zunächst nur eine Lichtung
auf. Ein (noch vom König zu bennender) reißender Gebirgsfluss hatte sich in den
Fels gegraben. In der Mitte des Flusses entsprang eine Felsnadel. Unsere
Wissenschaftsbeauftragte erkannte sofort, dass es sich um die gesuchte
Grabstätte handelte. Zudem teilte sie uns jede Menge weitere historische
Details mit, sodass wir erstaunt ihrem Bericht lauschten. Schnell entschieden
wir uns am Flussufer eine Rast einzulegen, um gestärkt am nächsten Tag das
Grabmal erkunden zu können. Ladie Proudbottom zauberte eine behagliche Hütte
herbei und intonierte, dass diese uns vor allem Unbill schützen wird, da ein mächtiger
Tarnzauber auf ihr liegt. Von außen betrachtet sieht das Ganze allerdings wie eine
schlecht getarnte Jagdhütte aus. Ich möchte mal hoffen, dass dies nur mein
Eindruck ist. Selbstverständlich stellen wir trotz allem Wachen auf. Ich
erklärte mich bereit die erste Wache zu übernehmen.
Tag 3, Tal der Toten, 2. Stunde nach dem ersten Vogelruf
Liebes Tagebuch, ich übernahm die erste Wache und meinen scharfen
Sinnen entging nichts und alles verlief ruhig, beruhigt konnte ich mich nach dem
Wachwechsel zur Ruhe betten. Gerade eingeschlafen wurde ich von einem martialischen
Schrei geweckt. Ich blickte mich um und sah wie eine gräulich-lilafarbene,
wabernde Wolke, aus der zwei Arme wuchsen, seine spitzen Krallen in den Kopf
unseres Spions ähm Informations- und öffentliche Sicherheit Minister steckte.
Es schien, als ob es die Weisheit Lord Drakenstedts mit Löffeln essen würde.
Viel Zeit blieb nicht und die Gruppe stürzte sich auf das Unwesen, nach heftigem
Kampf konnte es schließlich besiegt werden. Anscheinend ist das Tal der Toten kein Ort für
noch Lebende. Wir sollten unsere Aufgabe hier so schnell wie möglich erledigen,
möge Sarenrae uns die weiteren Schritte leuchten. Heute Mittag werden wir zur
Insel übersetzen, wenn wir aus diesem Grab wieder raus sind und die Vermissten
gefunden haben, werde ich meinen Eintrag für heute fortsetzen.
Tag 3, Tal der Toten, kurz vor der Dämmerung
Liebes Tagebuch unglaubliches ist heute geschehen. Die Nacht
schien nur ein Vorbote des von uns zu erwartenden Grauens zu sein. Frisch
gestärkt und frohen Mutes starteten wir unser Unterfangen die Insel zu
erreichen. Von Drakenstedt hatte eine Zauberei parat welche ihn stark wie eine
Ameise machte. Zudem konnte er fliegen, es erschien uns also ein leichtes, an
ihm hängend, die Insel zu erreichen. Auf halber Strecke kam allerdings das Unheil
über uns. Zwei Wyvern attackierten uns. Eigentlich ist dieses Gewürm kein Gegner
für unsrige mächtige Heldentruppe.
Jedoch erwiesen sie sich als ungewöhnlich
clever. Immer wieder stießen sie auf Lord Drakenstedt ein, um sich in ihm zu
verbeißen. Sie schienen zu ahnen, dass wir keine Möglichkeit hatten sie in der
Luft zu bekämpfen, da wir wie Marionetten an den Beinen unseres Fluggerätes
hingen.
Die Wyvern attackierten immer wieder, so dass alle
Anstrengungen, zum rettenden Ufer zu gelangen, fruchtlos waren. Zwar konnte
sich von Drakenstedt, gestärkt durch mächtige Zauber von Lady Proudbottom,
einige Male aus der Umklammerung der Mäuler befreien, doch es war alles vergebens.
Erst stürzten Lord und Lady Löwenstein in den reißenden Fluss, sie konnten sich
nicht mehr am Alchemisten festhalten. Schnell waren sie in den Fluten
verschwunden, vermutlich halfen die polierten Rüstungen nicht dabei zurück an
die Oberfläche zu kommen. Beim nächsten Versuch zum Überqueren von Flüssen,
Seen oder anderen Gewässern sollten wir auf schweres Gerät verzichten. Etwas
später stürzte Ladie Proudbottom, jedoch hatte es von Drakenstedt geradeso geschafft
die Klippe zu erreichen. Mit letzter Kraft konnte sich die Halblingdame vor dem
Absturz in die Tiefen und den sicheren Tod retten. Kurz darauf verließ auch
mich die Kraft. Ich stürzte in die Tiefe und konnte mich im ersten Moment nicht
an den Klippen festhalten. Wie durch ein Wunder (ich muss unbedingt Saenrae eine
Opfergabe bringen) schaffte ich im letzen Moment eine Vertiefung in der
Steilwand zu greifen. Mein Leben hing an einem seidenen Faden.
Mitterlweile hatten die Wyvern unseren fliegenden Mitstreiter soweit zerfetzt, dass
nur noch ein lebloser Klumpen übrig blieb. Mit ihrer Beute flogen sie ihr Nest auf
der anderen Seite der Schlucht an. Ich verstehe immer noch nicht, wie wir dieses
haben übersehen können. Es verließ mich aller Mut, was das Leben meiner
Mitstreiter betraf schien die Lage hoffnungslos. Mühsamkletterte ich an den
Rand der Klippe und traf dort - zu meiner Freude - auf Lady Proudbottom, auch
sie hatte es geschafft zu überleben. Von unseren heldenhaften Klerikern fehlte
allerdings jede Spur. Das tobende Wasser ist ihre letzte Ruhestätte geworden.
Das ganze Königreich wird ob dieses Verlustes trauern, speziell König Teldor I
wird den Schmerz kaum ertragen können.
Während wir trauerten geschah etwas wunderbares, aus dem
Nichts tauchte Vincent von Drakenstedt auf! Nach kurzer Bewusstlosigkeit im
Nest der Echsen konnte er entkommen. Die
genauen Umstände habe ich nicht verstanden, aber es schienen einige übel riechende
Reagenzen, seine schon bekannte Unsichtbarkeit und Flugfähigkeit, eine schmackhafte
Leber oder Niere, sowie kotzende Pferde, ach nein Wyvern involviert gewesen zu
sein.
Gerade waren wir noch erfreut über die Rückkehr unseres
Freundes als wir ein weiteres Mal positiv überrascht wurden. Wir hörten ein keckerndes
Geräusch und aus Richtung der Treppen aus dem Tal der Toten sahen wir einen Mönch,
mit einem hinter ihm her dackelnden Kobold auf uns zu kommen. Es waren Lord Councillor
Shangri-La-san und KnickKnax (oder so ähnlich). Letzerer stellte sich als Abgesandter des mit unserem
Königreich befreundeten Soothscales-Stammes heraus, unser König scheint viel
von ihm zu halten, da er ihn zum königlichen Diplomaten ernannt hat. Irgendwie fand
ich ihn auch gleich ganz knuffig. Shangri-La-san war mir gegenüber sehr reserviert,
aber er ist nicht der erste hochnäsige Mensch dem ich begegnet bin. Wie
sprachen im aller Stille ein Gebet für unsere verstorbenen Freunde und
richteten ein weiteres Lager ein, denn wir sind es den Gefallenen schuldig
unsere Aufgabe fortzusetzten. Hoffentlich bleibt diese Nacht ruhig.
Tag 4, Grabmal, Abend
Liebes Tagebuch, wieder ist ein ereignisreicher Tag zu Ende.
Wir breiten gerade unser Nachtlager vor, diesmal in den Tiefen des Grabmals. Heute Morgen flogen
wir zur Felsnadel, wir lernten aus dem gestrigen Misserfolg und flogen unsichtbar
und damit gut geschützt zur Insel. Ich habe in meiner Jugend schon oft bei
Tieren beobachten können, dass Lebewesen, welche ihre Verhaltensweisen den Naturgewalten
anpassen können, eine höhere Überlebenschancen haben. Ich glaube ich nenne
diesen Vorgang Evolution! Vielleicht ist
die Welt ja doch nicht von den alten Göttern erschaffen worden, sondern entwickelt
sich von selbst fort.
Von Drakenstedt ist ein begnadeter Fährtensucher, er
erkannte vor dem Eingang des Grabmals die Spuren von einem Magier, dem Fürsten
von Varnhold und von der vermissten Zentaurin. Sofort stiegen wir in die Gruft
hinab. Nach kurzer Zeit entdeckten wir
eine zerschlagene Amphore mit allerlei Schätzen, auch die in Varns
Tagebuch beschrieben Brosche war darin enthalten. Sofort nahmen meine
Mitstreiter alles an sich. Etwas weiter
im Inneren der Grabstätte trafen wir auf einen rautenförmigen Raum, zu unserem
entsetzen lauerten darin zwei Zyklopenzombies. Sind die diesseitigen Zyklopen
schon unangenehm sind die Untoten ungleich schlimmer. Vor allem ihr Gestank
beleidigte meine elfische Nase. Gemeinsam schafften wir es die Brut auszumerzen.
Um unseren Mitstreitern Schlimmeres zu ersparen, warfen Shangri-La-san und ich uns waghalsig in die
Äxte der Zyklopen. Vielleicht führt der gemeinsam Kampf dazu, dass das junge
Menschlein lern die Gleichwertigkeit aller Lebewesen anzuerkennen. Zu Beginn
des Kampfes geschah mir ein kleines Missgeschick mit meinem Bogen, ich sollte
wirklich mehr damit üben. Ich hoffe inständig, dass keiner der anderen was
mitbekommen hat.
Im Raum der Zyklopen konnte ich eine Geheimtür erkennen. Sie
führte in einen weiteren Raum mit einem unterirdischen See und jede Menge
StalagDingsda, also ich glaube diese die von der Decke hängen. Auf der anderen
Seite des Sees war ein Durchgang und aus der Höhle führte ein Gang zum Fluss. Lange
mussten wir suchen, bis wir endlich auf die Idee kamen auch unterhalb der
Wasseroberfläche zu suchen. Lady Proudbottom entdeckte mit unserer Hilfe einen
unter Wasser liegenden Durchgang mit Treppe zu einem weiteren Raum und einer
großen, bronzenen Tür. Wir hoffen, dass wir dahinter des Rätsels Lösung für die
verschwundene Zentaurin , den Zauberer
und Varn finden werden. Doch zunächst müssen wir uns erholen und einen
passenden Platz zum Rasten finden.